Suchen Sie Ihren individuellen Lerntyp in sich selbst und die entsprechende juristische Passung außer sich selbst. Sie werden Ihr Lernen optimieren, wenn der Ihnen eigene Lehrmeister in Form von Dozent und Lehrbuch auf das Ihnen eigene Lernmuster trifft.
Der Studienerfolg hängt nicht nur ab von Ihrer Intelligenz, sondern auch von der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung Ihrer Lernmethoden mit Ihrem Lerntyp. Für jeden Studenten ist jede Art des Lernens möglich, doch die Fähigkeiten zu den einzelnen Arten sind verschieden stark ausgebildet. Die für die Lernwelt des Jurastudenten maßgeblichen Lernwege Hören (Vorlesung), Sehen durch Lesen (Lehrbuch/Skript), aktives Tun (Fallstudien) und die daraus resultierenden Lerntypen kommen in reiner Form nie vor. In jedem Studenten sind immer alle drei Anlagen vorhanden. Sicher wissen Sie von der Schule her, zu welchem Lerntyp Sie neigen, welche Lernkanäle Sie am liebsten benutzen und welche Lernarten Ihnen den größten Erfolg gebracht haben.
Wie jemand lernt, wird bestimmt durch seine Persönlichkeit: Lernen findet immer im Rahmen der Persönlichkeit des Studenten statt. Den Rahmen bildet die Art seines individuellen Wahrnehmens, Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns sowie seiner Bindungs- und Kommunikationsfähigkeit.
Erkennen Sie Ihre eigene Persönlichkeit! Erkennen Sie Ihre persönlichen Stärken und Schwächen! Den nur positiven Typ gibt es so wenig wie den nur negativen Typ. Auf die individuelle Mischung kommt es an, auch für das juristische Studium.
Der Jurastudent (wie jeder Student) lernt immer von einem „Partner“, sei es vom „vorlesenden“ Professor, sei es vom geschriebenen Text, sei es vom erklärenden Kommilitonen, sei es vom Repetitor, sei es von Softwareprogrammen. Immer dann lernen Sie am besten, wenn Sie in diesem „Partner“ sich selbst wiedererkennen, sich in ihm spiegeln können. Ganz einfach: Wenn Ihr Lernweg mit dem Lernweg des „Lern-Partners“ kompatibel ist. Sind Sie der mehr optisch-visuelle Jurafallbeispiellerntyp, dann werden Sie die Seiten über das Stichwort „Abstraktionsprinzip“ leicht erfasst haben. Der gleiche Informationsinhalt kann bei Ihnen aber ungeahnte Lernprobleme auslösen, wenn er Ihnen abstrakt und verbal und nur formelhaft dargeboten wird. Der Lerninhalt kann also ganz unabhängig von seinem Schwierigkeitsgrad je nach der Art seines Lernangebotsmusters auf Ihr Lernannahmemuster passen – oder eben nicht. Ihr Lernschlüssel passt auf das Lernschloss – oder nicht. Leider sind die meisten der Vorlesungen und Lehrbücher auf den Studenten zugeschnitten, der den Inhalt am ehesten abstrakt erfasst. Die Frage ist nur: Gibt es diesen Studenten überhaupt in Reinkultur? Auf alle Fälle ist er nicht der Regelfall. Deshalb sind die meisten der existierenden Lehrbücher und Vorlesungen an nicht existierenden Grundmustern des Lernens orientiert und sind damit letztlich desorientiert.
Geht nun der Student, der das Verstehen mehr in Kommunikation, im Austausch von Argument und Gegenargument, im Fallbeispiel, in graphischen Darstellungen und Skizzen, im Anfassen und Fühlen von Baumdiagrammen sucht, in eine auf höchstem Sprachniveau mit höchster Abstraktion gespickte Vorlesung oder liest er ein entsprechendes Buch, so tritt folgendes ein: Er ist verwirrt, fühlt sich als Dummer, glaubt, dass er unbegabt und unfähig ist, hat Angst, Frust und Depressionen – er verzweifelt an sich. Endstation: ➞ Studienabbruch
Falsch! Machen Sie sich dagegen folgendes klar:
- Treffen Sie auf ein Lehrbuch, das Ihnen unverständlich ist, stellen Sie es in das Regal zurück! Erschließen Sie sich den Inhalt mit einem anderen Schlüssel!
- Treffen Sie auf eine Vorlesung, die abstrakt, monoton, ohne erkennbare Führung, hochkompliziert daherflaniert – verlassen Sie den Hörsaal! Schauen Sie einmal bei einem Repetitor vorbei!
- Wenn Sie die Sprache oder der Text verwirren, muss es nicht an Ihnen liegen. Die Unfähigkeit des Schreibers oder Vortragenden, sich verständlich auszudrücken, einfach und unkompliziert zu formulieren, lebendig darzustellen, kann die Ursache sein. Nicht Sie müssen der Dumme sein, sondern es kann an dem Medium liegen.
Auch hier gilt: Erkennen Sie sich selbst! Versuchen Sie möglichst schnell herauszufinden, was Sie für ein Lerntyp sind und was bei Ihnen speziell einen guten Lernerfolg erzeugt und was nicht. Laufen Sie nicht der Masse hinterher. Was für die einen richtig ist, kann für Sie lernbehindernd sein. Suchen Sie sich am Anfang Ihrer Ausbildung Texte und Dozenten, die veranschaulichen, die sich am Fall orientieren (am ➞ Normalfall!), die die Gesetzesinhalte nicht abstrahieren, sondern in Aktion beschreiben, die strukturieren, Ihre Sprache sprechen, die Sie zum echten Gesprächspartner machen. Suchen Sie Dozenten, die in Ihnen Neugier, Staunen und Begeisterung für die Juristerei wecken, suchen Sie nach einem Lehrbuch, das eine Beziehung zum Leben herstellt, möglichst viele Lernkanäle anzapft und Ihre wichtigsten Gehirn- und Hormonfunktionen anspricht.